Kein Supermarkt an der B471!

Luftbild Hohenbrunn

Foto: Gemeinde/Christian Huber

Mitte Juli 2019 soll der Gemeinderat nun über den Bebauungsplan Nr. 86 entscheiden, der die Errichtung eines Supermarkts und eines Wohngebiets an der Bundesstraße B471 südlich des Sportplatzes regeln soll. Die Diskussionen dazu waren lang und befassten sich mit vielen Details, aber darüber ist die wichtigste Grundsatzfrage zu kurz gekommen: Ist die Errichtung eines Supermarkts mit etwa 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche und ca. 100 Parkplätzen an dieser Stelle wirklich ein sinnvoller Schritt für die zukünftige Ortsentwicklung? Wir glauben, nein. Mehr Verkehr und eine Verödung des Ortskerns wären die Folge, positive Entwicklungsperspektiven wären auf lange Sicht verbaut. Wir möchten ganz ernsthaft und in aller Ruhe anregen, noch einmal gründlich darüber nachzudenken. Hier unsere Argumente:

Hohenbrunn braucht eine auf kurzem Weg erreichbare Einkaufsmöglichkeit für den täglichen Bedarf. Der geplante Supermarkt an der B471 liegt am äußersten Ortsrand. Es ist ein Markt für Autofahrer. Die Fuß- und Radwege dorthin führen an stark befahrenen Straßen entlang oder machen deren Überquerung nötig. Welchen Weg kann ein alter Mensch mit Rollator nehmen, der von der Höhenkirchener Straße aus zum Einkaufen will? Wo kann er Pause machen und sich ausruhen? Kann eine Mutter aus der Brennereistraße ihr Schulkind mal schnell unbesorgt um ein Stück Butter schicken? Die Wege sind nicht schön und stellenweise äußerst gefährlich.

Foto: Gemeinde/Christian Huber

Hohenbrunn leidet unter dem starken Verkehr, dem hausgemachten und noch mehr am Durchgangsverkehr von außen.  Der geplante Supermarktstandort ist nicht nur für die Ortsansässigen am besten mit dem Auto zu erreichen, sondern er benötigt ein Vielfaches an Kunden von außerhalb, um rentabel zu sein.  Dabei genügen keineswegs die Kunden, die auf ihren täglichen Wegen ohnehin vorbeifahren, sondern Menschen aus den umliegenden Ortsteilen und Gemeinden sollen zusätzlich mit dem Auto zum Supermarkt kommen und werden weiteren Verkehr in den Ort bringen. Hat schon jemand den Anliegern der Hubertusstraße gesagt, dass die Kunden aus Riemerling Ost und Ottobrunn großenteils durch ihre Straße zum Supermarkt fahren werden?

Wegen des hohen Verkehrsaufkommens am Supermarkt plant die Gemeinde, beim Sportplatz auf eigene Kosten einen Kreisverkehr zu errichten. Kreisel sind eine gute Lösung, wenn es darum geht, den Straßenverkehr an Kreuzungspunkten flüssig zu regeln. Für Fußgänger und Radfahrer, vor allem für Kinder, sind sie gefährlich. Unerfahrene Verkehrsteilnehmer können nicht gut einzuschätzen, ob ein Fahrzeug im Kreisel bleiben wird oder ihn, oft ohne Blinken, am Fußgängerübergang verlässt. Die geplante Verkehrssituation zwischen Kreisel, Supermarkteinfahrt und Sportplatz wäre zudem auch nach einigen kleinen Korrekturen äußerst unübersichtlich und würde ein Gefahrenherd bleiben.

Hohenbrunn diskutiert seit Jahren über Umgehungsstraßen. Viele wollen die B471 aus dem Ort hinaus an die Autobahn verlegen. Damit wäre der Supermarkt vom Durchgangsverkehr abgeschnitten und wenn er das überlebt, fahren viele, die dort einkaufen wollen, trotz Umgehungsstraße durch den Ort. Es ist ein Widerspruch, gleichzeitig für den Supermarkt-Standort und für eine nördliche Umgehungsstraße zu sein.

Hohenbrunn spricht über eine Ortserweiterung westlich der Bahn. Wer eines Tages von dort zum Einkaufen will, muss den gesamten Ort durchqueren. Viele werden das mit dem Auto tun und weiteren Binnenverkehr erzeugen.

Hohenbrunn wünscht sich ein lebendiges Ortszentrum. Das war eine der wesentlichen Erkenntnisse aus dem Bürgerdialog. Landauf landab gibt es hunderte Beispiele, wie Einkaufszentren am Ortsrand die Mitte entvölkern und kleine handwerkliche Lebensmittelbetriebe zerstören. Der riesige Parkplatz eines Supermarkts ist keine schöne Begegnungszone, wo Menschen sich treffen und verweilen wollen. Einkaufsmöglichkeiten gehören ins Zentrum und wenn sich im Zuge der westlichen Ortserweiterung ein neuer Schwerpunkt im Umfeld des Bahnhofs bilden soll, dürfen Publikumsverkehr und Kaufkraft jetzt nicht an den entgegengesetzten Ortsrand gelenkt werden.

Hohenbrunn braucht eine menschengerechte und zukunftsfähige Ortsplanung. Das heutige Hohenbrunn ist ortsgestalterisch vom Autoverkehr bestimmt. Die meisten Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer verlaufen auf den zum Teil sehr schmalen Gehwegen entlang der stark befahrenen Straßen. Die weitgehend baumlose Dorfstraße ist bis in die hinteren Bereiche asphaltiert und gepflastert, es fehlen Ruhezonen, es fehlen Durchlässe für Fußgänger und Radler zwischen Brunnengasse und Dorfstraße, zwischen Brennereistraße und Pfarrer-Wenk-Platz, zwischen Baumgarten und Ortszentrum, zwischen Dorfstraße und Bahnhof. Hier gäbe es ortsplanerisch viel zu tun. Wenn aber jetzt noch die Kundschaft der beiden verbliebenen Lebensmittelgeschäfte in der Dorfstraße zum Supermarkt am Ortsrand abwandert, hilft auch keine Verkehrsberuhigung mehr, um dem Ortskern noch Leben einzuhauchen.

Hohenbrunn steht vor einer schweren und weitreichenden Entscheidung. Was jetzt beschlossen wird, bestimmt die Entwicklung des Ortes auf Jahre hinaus. Bauausschuss und Gemeinderat haben in vielen Sitzungen und Debatten über zahlreiche Details diskutiert und abgestimmt, ohne genau genug die Grundsatzfrage zu stellen, ob das Gesamtkonzept stimmt. Die Debatte um die Tiefgarage hat gleichfalls dazu geführt, dass viel über das Wie eines Supermarkts geredet wurde, aber nicht mehr über das Ob. Viele haben sich in dieser Diskussion bereits öffentlich auf den jetzigen Planungsstand festgelegt. Aber wenn wir bei nochmaligem sachlichem Überlegen mehrheitlich zu dem Schluss kommen, dass die Gegenargumente überwiegen, dann wird es uns auch gelingen, das glaubwürdig in der Öffentlichkeit zu vertreten und die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zu überzeugen. Den Mut dazu sollten wir haben.

Zum Schluss noch eine Film-Empfehlung zur Anregung  (Link): BR 24.2.2019 – Unter unserem Himmel – Neue Ortsmitten in Bayern

 

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