Bürgerprotest gegen Asylbewerber

Es herrscht Aufregung rund um den vom Landratsamt geplanten Standort eines Asylbewerberheimes in Putzbrunn. Anwohner im Grenzbereich der Gemeinden Putzbrunn, Ottobrunn, Neubiberg und Hohenbrunn-Riemerling fürchten, dass durch eine solche „Negativ-Einrichtung“ ein „sozialer Brennpunkt“ entsteht, der Wohnqualität und Immobilienpreise in der Umgebung beeinträchtigt. Aber man sei keinesfalls fremdenfeindlich.

Ja was denn sonst? Warum soll ein Asylbewerberheim eine „Negativ-Einrichtung“ sein, außer für die, die dort zwangsweise einquartiert werden? Aus Ottobrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn berichten Polizei und Gemeinden ausdrücklich keinerlei relevanten Auswirkungen der dortigen Sammelunterkünfte auf die Umgebung. Also keine Gefahr! Was ist das Problem? Das Problem ist, nicht teilen zu wollen. Das Problem ist die instinktive Ablehnung des Anderen, Fremden. Das Problem sind seltsame Phantasien von Bedrohung wenn einem das Fremde zu nahe kommt. Das Problem ist eben doch eine tief sitzende Fremdenfeindlichkeit. Nichts sonst.

Die Aktivistinnen und Aktivisten verlangen, dass Asylbewerber dezentral untergebracht werden. Aber auch bei Einzelwohnungen oder kleinen Häusern gibt es Nachbarn. Und wenn bei denen der gleiche Ungeist herrscht, wie bei den Protestierern von Putzbrunn und Ottobrunn, dann gibt es dort die gleichen Probleme. NIMBY, „Not in my backyard!“ ist der moderne Ausdruck für das, was die Beschwerdeführer beflügelt. „Sankt-Florians-Prinzip“ sagte man früher.

Eine zivilisierte Reaktion auf die Ansiedlung von Asylbewerbern lebt uns dagegen der Ottobrunner Helferkreis vor. Seine Mitglieder begegnen dem Leiden, das diese Menschen dazu gebracht hat, ihre Heimat zu verlassen, mit Einfühlung und Respekt und sie helfen, wo geholfen werden kann. Das ist die Haltung, die allen anzuraten wäre, die befürchten, dass in ihrer Nähe ein „sozialer Brennpunkt“ entstehen könnte: hingehen und helfen.

Wenn wir als Grüne die Forderung nach dezentraler Unterbringung von Asylbewerbern stellen, dann bewegt uns dabei das gleiche Motiv, aus dem heraus wir auch an anderer Stelle Inklusion statt Ghettoisierung von Hilfebedürftigen fordern: sie gehören zu uns und sie gehören in unsere Mitte. Für uns ist das eine Frage der Menschlichkeit und nicht der Grundstückswerte.

Und machen wir uns nichts vor: Die bayerische Staatsregierung teilt, benutzt und fördert die bei vielen Leuten latenten Ressentiments gegen Asylbewerber. Ihre Vertreter schämen sich nicht, damit auf Stimmenfang zu gehen. Und die Situation immer wieder an einzelnen Orten eskalieren zu lassen, ist Teil einer perfiden Strategie. Gegen die sollten wir gemeinsam protestieren und nicht gegen ein Asylbewerberheim am Ortsrand von Putzbrunn.

 

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1 Kommentar

  1. Elisabeth Schmuck

    Danke für diese klare Stellungnahme lieber Wolfgang! Mir fällt dabei sofort das Weihnachtsfest ein: Berührt und bewegt von Josef und Maria, die in einem Stall Zuflucht finden, weil sie bei den Menschen überall auf Ablehnung stossen… Wie oft habe ich mich gefragt, ob das heute auch nur einen Deut anders wäre? Aber die Menschen gehen lieber an Weihnachten in die Kirche und verrammeln ansonsten fest ihre Häuser, Herzen und Gemeinden. Die Weihnachtsbotschaft wartet noch darauf, anzukommen!