Am 05. Februar lud der Gewerbeverband Hohenbrunn-Riemerling zu einer Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidat*innen Anke Lunemann (GRÜNE), Pauline Miller (ÜWG/FW-Bürgerforum) und Dr. Stephan Straßmair (CSU) ein. Gewerbeverband und Bürgerforum sind personell eng verzahnt und ziehen im Kommunalwahlkampf an einem Strang. Pauline Miller ist selbst Vorstandsmitglied des Gewerbeverbandes, wie einige weitere Kandidierende des Bürgerforums, die sich um ein Gemeinderatsmandat bewerben.
Die Veranstaltung war gut besucht und wegen vieler Voranmeldungen kurzfristig vom ALTEN WIRT in den Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses nach Ottobrunn verlegt worden. Dort fand das Publikum ein mit moderner Technik unterstütztes Podium vor. Es wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Zuhörer sollten sich zunächst, sofern sie ein Smartphone zur Hand hatten, via Internettool im Parteienspektrum einordnen. Das machte deutlich, wie stark Gewerbeverband und ÜWG/FW-Bürgerforum ihre Anhänger mobilisiert hatten, CSU und GRÜNE waren mit deutlich weniger Sympathisanten vertreten. Dann konnte das Publikum die bevorzugten Themenbereiche auswählen und entschied sich für: Umwelt und Energie, Rollenverständnis Bürgermeister, Familie, Soziales und Wohnraum sowie Bebauung Hohenbrunn West. Mitglieder des Gewerbeverbandes kümmerten sich um die Sortierung der Zuhörerfragen, die am Ende des Abends noch eingespeist wurden. Ein Dialog zwischen Podium und Publikum war nicht vorgesehen. Die Moderatorin stellte vorbereitete Fragen und war bemerkenswert gut gebrieft – sie wusste, wo sie dem amtierenden Bürgermeister auf den Zahn fühlen konnte und tat dies auch mit einigem Eifer.
Die Stellungnahmen und Antworten der Wettbewerber*innen offenbarten zunächst kaum gravierende Unterschiede. Im weiteren Verlauf des Abends konfrontierte Pauline Miller, die bereits Gemeinderatsmitglied ist, Stephan Straßmair, der als Bürgermeister eine dritte Amtszeit anstrebt, mit Vorwürfen: das Schwimmbad werde zu teuer, das Umgehungsstraßenproblem sei ungelöst, der Bahnhof immer noch nicht barrierefrei, … Die beiden kennen die Themen und Projekte der Gemeinde Hohenbrunn „von innen“. Sie diskutierten und verhakten sich gelegentlich auf der kleinteiligen Faktenebene. Bürgermeister Straßmair wirkte häufig irritiert. Pauline Miller präsentierte sich äußerst selbstbewusst, sie war sich ihres Vorteils bei diesem Heimspiel bewusst.
Anke Lunemann, die GRÜNE Bürgermeisterkandidatin beteiligte sich wenig am Hickhack der beiden. Sie sagte von sich selbst, dass sie antritt, um in Hohenbrunn eine neue Sichtweise, einen Perspektivenwechsel herbeizuführen und kam immer wieder darauf zurück, dass zu wenig konzeptionell geplant, zu wenig „vom Ende her“ und zu wenig „groß“ gedacht werde, wenn es um die langfristigen Aufgaben der Gemeinde gehe. Sie präsentierte sich gelassen, als eine berufs- und lebenserfahrene Frau, die sich nichts beweisen muss und sich vorgenommen hat, in der Kommunalpolitik zu enkeltauglichen Lösungen beizutragen. Sie machte klare Ansagen, etwa bei den Verkehrsthemen, in dem sie sich unmissverständlich für einen Trogausbau der Luitpoldstraße aussprach. Und sie legte den Finger in Wunden: Sie warnte davor, die Entwicklung westlich der Bahn – wie bei der jüngsten Bauleitplanung (Stichwort Supermarkt) geschehen – Investoren und deren Vorstellungen zu überlassen. Das wichtigste Wort in Verhandlungen mit Investoren sei NEIN, die Gemeinde müsse vorgeben, was sie wolle. Dafür wurde sie mit Applaus bedacht.
Die digitale Schlussabfrage zeigte, die Mehrzahl der Zuhörer nahmen aus der Veranstaltung bereits eine weitgehende Festlegung für die Wahl mit – welche, wurde nicht verraten.
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