Insektenschutz, aber richtig!

Biene auf BlüteDie Rede vom Insektensterben ist in aller Munde. Studien zeigen, dass im Zeitraum von 1989 bis 2015 sogar in Schutzgebieten die Biomasse an Insekten um 75% zurückgegangen ist. Auch die Honigbiene gilt in vielen Gegenden als gefährdet. Neben Flächenversiegelung und Klimawandel ist vor allem die heutige intensive Landwirtschaft eine der Hauptursachen für diese Entwicklung. Insektizide kommen überall zum Einsatz und die üblichen Monokulturen bieten vielen Insekten keine Nahrung mehr.  Weil aber auch zahlreiche Kulturpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind, bringt die heutige Landwirtschaft sich auf Dauer gesehen selbst in Gefahr.

Es gibt inzwischen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene zahlreiche Programme, die das Anlegen von Blühstreifen und viele andere Maßnahmen zur Stärkung der Artenvielfalt im Bereich der Landwirtschaft propagieren und auch wirtschaftlich fördern. So hatte der Ausschuss für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen des Kreistags München Anfang 2017 einstimmig einem Antrag der Grünen Kreistagsfraktion zugestimmt,  das Projekt „Blühender Landkreis München“ zu initiieren. Ziel dieses Projektes sollte es sein, für die Rolle der Biodiversität zu sensibilisieren und Projekte entstehen zu lassen, die dazu beitragen, den Artenreichtum zu erhöhen. Leider ist die für dieses Vorhaben benötigte halbe Personalstelle bei den Haushaltsberatungen Ende 2017 gegen die Stimmern der GRÜNEN dem Rotstift zum Opfer gefallen. Deshalb haben sie nun im Kreistag beantragt, dass sich der Landkreis der Initiative “Deutschland summt!” anschließt. So könnte die fehlende personelle Kapazität des Landkreises im Bereich Insektenschutz durch Unterstützung von außen kompensiert werden, um in Bevölkerung und Landwirtschaft ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Insektenschutzes zu schaffen. All diese Aufklärungs- und Fördermaßnahmen können aber nur der Anfang sein. Denn auf Dauer kann nur ein Umdenken und Umsteuern in der Landwirtschaft helfen, eine echte Agrarwende also, wie sie schon immer wesentlicher Bestandteil des Programms der GRÜNEN ist.

In der Sitzung des Hohenbrunner Bauausschusses am 8.2.2018 bat der Bürgermeister um Zustimmung für ein Anliegen aus der örtlichen Bauernschaft. Mit insgesamt 6000 Euro aus der Gemeindekasse sollte der Kauf von Saatgut für insgesamt drei Hektar kleinflächig auf der Hohenbrunner Rodungsinsel verteilte Blumenwiesen für Bienen und Schmetterlinge subventioniert werden. Wir haben dagegen gestimmt.  Denn erstens gibt es schon gut ausgestattete Förderprogramme, zweitens liegen Insektenschutzmaßnahmen im eigenen Interesse der Landwirtschaft und drittens handelt es sich hier nicht um arme Kleinbauern, sondern um Landwirte, die es bei uns, im Speckgürtel von München, durch Baulandverkauf zu einigem Wohlstand gebracht haben. Dass aber unsere Gemeinde ihren „Millionenbauern“ Geld geben soll, damit sie auf ein paar kleinen Flecken ein Wenig Insektenschutz beteiben, ohne sich auch für ihre Äcker nebenan zum Verzicht auf insektenschädliche chemische Mittel zu verpflichten, sehen wir nicht ein. Wir wurden überstimmt.

 

 

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