Wir müssen über die Realschule reden

Mögliche Lage RealschuleWir müssen dringend reden über eine mögliche Realschule in Hohenbrunn, die damit verbundenen Chancen, aber auch finanzielle und andere Herausforderungen für die Gemeinde. Wie richtig wir damit liegen, wurde in der GRÜNEN STUNDE zum Thema am 20.01.2021 deutlich. Viele Teilnehmer*innen loggten sich in das online-Meeting ein, darunter auch mehrere Gäste aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Es wurden viele Fragen aufgeworfen, Hoffnungen und auch Befürchtungen geäußert.

Wolfgang Schmidhuber gab zunächst einige Informationen zur aktuellen Situation: In der Region wird dringend eine weitere Realschule benötigt. Die Realschule in Neubiberg „läuft über“, brachte es eine anwesende Schulzweckverbandsrätin auf den Punkt, und die Zahlen der Schulbedarfsplanung belegen dies. Schüler*innen müssen z.T. nach Holzkirchen ausweichen, um einen Realschulplatz zu bekommen. Die Zeit drängt.

Zunächst hatte der Schulzweckverband entschieden, die Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn anzusiedeln. Lange wurde in der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn kontrovers diskutiert, ob die Schule direkt beim Gymnasium in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs errichtet werden soll oder ca. 900 m davon entfernt, an der Brunnthaler Straße bei der Grund- und Mittelschule. Erste Machbarkeitsplanungen zeigten anscheinend, dass die Realisierung einer Realschule an der Brunnthaler Straße deutlich teurer würde als ein Schulneubau am S-Bahnhof, dort könnten aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zum Gymnasium erhebliche Synergiepotenziale genutzt werden. Dennoch entschied sich der Gemeinderat in Höhenkirchen-Siegertsbrunn entgegen der Favorisierung des Zweckverbandes und mit knapper Mehrheit für den Standort Brunnthaler Straße.

Zwischenzeitlich hatten weitere Gemeinden ihr Interesse an der neuen Realschule bekundet, eine davon Hohenbrunn. Nun ist die Standortdiskussion erneut offen. Hohenbrunn hat durchaus Chancen, den Zuschlag zu bekommen. Die finale Entscheidung trifft der Schulzweckverband am 23. Februar.

Schmidhuber erläuterte, dass die Standortgemeinde das Schulgrundstück einbringen muss, also bestimmt, wo die Schule gebaut wird. Alle anderen Entscheidungen – von der Architektur bis zum Schulkonzept – obliegen dann allerdings dem Schulzweckverband. Hohenbrunn wirkt daran ohne großen Einfluss (mit nur 2 Stimmen) mit. In Hohenbrunn sei man sich weitgehend einig, dass eine Realschule, wenn sie denn käme, westlich der Bahnlinie, in der Nähe des Bahnhofs Hohenbrunn gebaut werden sollte. Er zeigte anhand des aktuellen Flächennutzungsplanes, dass dafür die Fläche zwischen Wasserwerk und Taufkirchener Straße angedacht sei. Dort sei ausreichend Platz für einen größeren Schulcampus. Die Montessorischule, die nur noch wenige Jahre in den angemieteten Räumlichkeiten in Riemerling bleiben kann, sucht nach einem Standort für einen Neubau, der auf einem gemeinsamen Schulcampus errichtet werden könnte. Die Geschäftsführerin der Montessorischule bestätigte und bekräftigte diese Überlegungen.

Die Debatte entwickelte sich rege, es wurden Pros und Cons zusammengetragen und abgewogen. Die Mehrzahl der Wortmeldungen benannte Vorteile:

  • Man erwartet eine grundsätzliche Bereicherung der Schullandschaft in Hohenbrunn durch mehr Wahlmöglichkeiten für Schüler*innen und Eltern vor Ort.
  • Mit der Montessorischule könnten zahlreiche Synergien genutzt werden: gemeinsame Außensportanlagen, gemeinsame Nutzung von Fachräumen, eine gemeinsame Mensa, Zusammenarbeit von IT-Beauftragten und Sozialpädagogen usw.
  • In der Montessorischule (Aula) wären, so die Vertreterin der Schule, anders als in den gemeindlichen Schulen, auch externe kulturelle Veranstaltungen denkbar.
  • Über die reine Schulnutzung hinaus könnten der VHS SüdOst (die Gemeinde Hohenbrunn ist Gesellschafterin der kommunalen GmbH) und den Musikschulen Räume zur Verfügung gestellt werden, deren Angebot allen Hohenbrunnerinnen und Hohenbrunnern zugute käme.
  • Die Sportanlagen eines Schulcampus könnten auch dem Vereinssport dienen.
  • Mit einem so großen Schulprojekt käme Schwung in den seit Jahrzehnten geforderten Ausbau des Bahnhofs Hohenbrunn, zweifelsfrei müsste der barrierefreie Zugang von der Ost- und Westseite in wenigen Jahren realisiert werden.
  • Darüber hinaus würde dann auch eine Aufwertung des Bahnhofsplatzes zu einem Dorfplatz mit entsprechender Aufenthaltsqualität, mit kleinen Geschäften, Cafe u.ä. angestoßen werden.

Es gab aber auch skeptische Zwischenrufe:

  • Das Projekt Realschulneubau steht unter erheblichem Zeitdruck. Für den Standort in Höhenkirchen-Siegertsbrunn gibt es bereits Machbarkeitspläne und die kultusministerielle Genehmigung für eine Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn liegt bereits vor. In Hohenbrunn müsse man bei „0“ beginnen.
  • Ein Schulneubau kann der Start sein für eine ohnehin angestrebte Flächenentwicklung westlich der Bahn. Zugleich werden dadurch einschränkende, bereits vorprägende Rahmenbedingungen geschaffen. Ist dann ein völlig offener Ideenwettbewerb für die Entwicklung westlich der Bahn überhaupt noch möglich?
  • Hohenbrunn ist nicht Eigentümerin der Flächen westlich der Bahn. Die finanzielle Belastung der Gemeinde durch den Grunderwerb, ggf. Erbpacht, wäre erheblich, der Einfluss von Grundbesitzern und Investoren groß.
  • Hinzu kämen für Hohenbrunn die Beteiligung an den Kosten des Schulneubaus. Diese fallen allerdings unabhängig vom Standort für alle Verbandsgemeinden immer an, und zwar dem prozentuale Schüleranteil entsprechend.
  • Weitere wesentliche Kosten entstehen bei der Standortgemeinde für die Planung und Umsetzung der Verkehrserschließung. Wie kommen täglich einige hundert Schüler*innen zu Fuß vom Bahnhof zur Schule, auf welchen Wegen mit dem Rad aus den Nachbargemeinden? Wie ist der schulbedingte Autoverkehr – Schulbusse, Lehrer- und Elternfahrten – zu lenken und zu bewältigen?

Darüber hinaus wurde für ein Projekt dieser Größenordnung mehr Bürgerbeteiligung und frühzeitige Bürgerbeteiligung angemahnt. Man erwarte eine Bürgerversammlung mit eingehender Information und der Möglichkeit für eine Debatte zwischen gemeindlichen Entscheidungsträgern und Bürger*innen.

Der Tenor blieb dennoch überwiegend positiv, eine Realschule würde den Ort bereichern, dafür sollten die Hohenbrunner GRÜNEN auch werben. Risiken und Herausforderungen müssten klar benannt und gemeinsam gemeistert werden.

 

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