Seit Jahrzehnten diskutiert Hohenbrunn über eine Ortsumfahrung. 1996 gab es das erste Kurzak-Gutachten, es folgten weitere Verkehrsuntersuchungen, Diskussionen in eigens für Verkehrsfragen einberufenen Ausschusssitzungen, Klausurtagungen, zahlreiche Debattenbeiträge, u.a. von Bund Naturschutz, Gewerbe, AGENDA21 und viele einzelne Wortmeldungen aus der Bürgerschaft. Jetzt will die Gemeinde in einem Bürgerdialog zum Stand der Diskussion informieren, Feedback einholen und danach im Gemeinderat entscheiden.
Die Anzahl denkbarer Trassenverläufe wurde sukzessive verringert. Vor drei Jahren hat der Gemeinderat bestimmt, nur noch ortsnahe Trassen im Westen und Norden von Hohenbrunn weiter zu verfolgen. Aktuell ist aber auch wieder die Trasse entlang der Luitpoldstraße im Gespräch. Das finden wir gut!
Die Anwohner der Luitpoldsiedlung klagen über immer mehr Verkehr aus dem Gewerbegebiet „Muna“ und sie befürchten zusätzliche Belastungen, wenn Höhenkirchen-Siegertsbrunn das neue Gewerbeareal „Am Hart“ eröffnet. Dabei ist die Luitpoldstraße jetzt noch vor Schwerlastverkehr geschützt, weil die Bahnunterführung am Bahnhof Wächterhof alt, schmal und niedrig ist. Wenn die Unterführung in absehbarer Zeit erneuert werden muss, dann wird sie nach heutigen Normen aufgeweitet und die Luitpoldstraße wird für alle großen Lastzüge zur kürzesten Verbindung zwischen den Gewerbegebieten und der Autobahn – übrigens ganz egal, wo wir sonst noch teure Umgehungsstraßen bauen. Deshalb begrüßen wir es, dass nun mit einer Machbarkeitsstudie über Ausbauvarianten mit massivem Lärmschutz die Aufmerksamkeit erneut auf die Luitpoldstraße gelegt wird.
Wir sind überzeugt, nur durch eine Tieferlegung der Luitpoltstraße ist der dringend notwendige und dauerhaft wirksame Immissionsschutz für die Luitpoldsiedlung zu erreichen. Zugleich ist dann mit der Herabstufung der Siegertsbrunnerstraße zur Ortsstraße eine Ableitung des Schwerlastverkehrs zur Rosenheimer Landstraße und eine Entlastung der Dorfstraße in Hohenbrunn möglich. Natürlich kostet die sog. Troglösung eine Menge Geld, die Baukosten sind aber nicht von Hohenbrunn allein zu tragen, die Luitpoldstraße ist und bleibt Kreisstraße, am Ausbau ist der Landkreis also maßgeblich beteiligt. Und wir sind auch zuversichtlich, dass Höhenkirchen-Siegertsbrunn die notwendige Kooperationsbereitschaft nicht verweigert. In einer gemeinsamen Sitzung der BürgermeisterInnen und Bauausschussmitglieder aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn kamen die Gremien schon vor einigen Jahren überein, dass sie eine Tunnellösung, im Bereich der Wohnbebauung favorisieren und eine Zusammenarbeit vorstellbar sei (im Protokoll der Sitzung nachzulesen).
Eine weitere Trasse, die ortsnahe Westumfahrung wäre ebenfalls nur mit Lärmschutz denkbar. Einen massiven Wall oder eine mehrere Meter hohe Wand will sich dort niemand vorstellen, das bedeutet eine Tieferlegung der Straße auf einer langen Strecke. Diese Westumgehung soll dann zugleich Umgehungsstraße und Erschließungsweg für eine mögliche Neubausiedlung westlich der Bahn sein. Die notwendigen Einmündungen stehen aber im Widerspruch zum zügigen und ungehinderten Verkehrsfluss einer Umgehungsstraße. Vor allem aber entlastet die Westumfahrung das Dorf nur, wenn Hohenbrunn zugleich eine Nordumfahrung bekommt. Sonst fließt noch mehr Verkehr auf der B471 durch den Ort. Kosten, Flächenbedarf und der massive Eingriff in die Rodungsinsel durch eine Kombination von West- und Nordumfahrung wären aber u.E. kaum vertretbar. Und völlig falsch wäre es, wenn Hohenbrunn sich dann eben auf eine am westlichen Ortsrand entlang führende Umgehung beschränkt – nur um hinter das Thema Ortsumgehung endlich einen Punkt zu setzen. Man muss nolens volens auf den Ausbau von Autobahn und Südkreuz setzen, durch den auf längere Sicht eine Autobahnparallele überflüssig und die B 471 entlastet wird.
Für uns GRÜNE ist aber auch klar: Keine Umgehungsstraße vermindert den Verkehr, sie verlagert ihn nur zu Lasten anderer Anlieger und zieht weiteren Verkehr an. Zukunftsweisende Verkehrskonzepte sehen wir deshalb nicht in immer neuem Straßenbau, sondern in Verkehrsvermeidung, guten öffentlichen Verkehrsmitteln und attraktiven Fuß und Radwegen. Dazu gehören:
- Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel mit zuverlässigen gut getakteten Verbindungen zu allen Tageszeiten in alle Himmelsrichtungen und mit nutzerfreundlichen Tarifen,
- Förderung des Radverkehrs durch gut ausgebaute sichere Wege zu allen Zielen im Ort und außerhalb,
- Ortsplanung, die es ermöglicht, die Dinge des Alltags auf kurzen Wegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen,
- und nicht zuletzt ein allgemeines Umdenken zugunsten von Verkehrsvermeidung und nachhaltiger, nerven und ressourcenschonender Mobilität.
Foto: Pia Schmidhuber
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